In meinen Angelegenheiten zu bleiben ist eine Vollzeit- Aufgabe. (Byron Katie)

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Ich hatte ein Geschenk für einen Freund selbst gestaltet und es ihm an Weihnachten überreicht. Nachdem er es ausgepackt hatte, wirkte er geknickt und sagte zu mir, er wäre enttäuscht über mein Geschenk, denn er mache sich auch immer viele Gedanken.

Ich stand wie angewurzelt da und der Gedanke :“ Ich kann es ihm nie recht machen“ schoss durch meinen Kopf, auch „Er sollte mein Geschenk wertschätzen“ hämmerte in meinen Gedanken. Wenn ich diese Gedanken glaube, der andere sollte wertschätzen, was ich ihm schenke und er tut es aber nicht oder ich sollte es ihm recht machen und habe es ihm gleichzeitig nicht recht gemacht, dann bin ich total abhängig von ihm und seiner Reaktion, ich verkrampfe innerlich und spreche nicht mehr viel. Ich kritisiere mich, vielleicht hätte ich mir mehr Mühe geben sollen, mir mehr Gedanken machen müssen. Ich bin eingeschnappt und fühle mich wie das kleine Mädchen in der Schule, dessen Bild von der Lehrerin nicht gelobt wurde, obwohl sie sich Mühe gegeben hat. Ich möchte mich rechtfertigen. Ich stecke in einem Drama ohne Ende fest.

Ohne diese Gedanken zu glauben, kann ich mit ihm über seine Enttäuschung sprechen und verschließe mich nicht. Ich bin nicht abhängig von ihm und nehme seine Reaktion nicht persönlich. Ich kann erkennen, dass es seine Angelegenheit ist, ob ihm das Geschenk gefällt oder nicht. Meine Angelegenheit ist, das Geschenk, das ich geschenkt habe, zu wertschätzen. Ich bin der einzige Mensch, dem ich überhaupt nur etwas recht machen kann, anderen etwas recht machen zu wollen ist ein Pokerspiel, kann klappen oder auch nicht. Der Wunsch macht mich sehr abhängig und bedürftig und entfernt mich von mir selbst.

Wenn ich die belastenden Gedanken umdrehe, dann sind sie auch wahr:

Ich kann es mir nie recht machen
– Ich stehe nicht zu mir und meinen Entscheidungen, ich stelle mich und mein Geschenk in Frage. Die Kritik anderer lässt mich schnell an mir selbst zweifeln.

Ich sollte sein Geschenk wertschätzen
– das Geschenk der Ehrlichkeit. Das er sagt, was er wirklich fühlt. Das ist wunderbar und ich fühle Dankbarkeit, dass er nicht heuchelt und seine Gefühle verbirgt. Ich kann es aushalten, weil seine Gefühle seine Angelegenheit sind.

Ich fühle mich ihm nahe- entgegen jeder Erwartung.

Meine Gedanken machten daraus das Drama, weil ich mich mit ihnen in den Angelegenheiten eines anderen befand.